von Ines Reichel
Wenn wir an Fidschi denken, kommen uns direkt immer zwei Dinge in den Kopf: Flitterwochen und Traumstrände. So war es kaum verwunderlich, dass Fidschi als eine unserer Flitterwochendestinationen in die engere Auswahl gerückt war. Nach einigen Überlegungen, Kostenchecks und Erlebnisfaktorüberprüfung stand unser Reiseplan für die Flitterwochen fest – es sollte in die knapp 16.000 km entfernte Südsee gehen.
Das Atoll Fidschi liegt ca. 2.000 km vor der australischen Küste und besteht aus knapp 300 Inseln, von denen nur ein Drittel bewohnt ist. Die Entscheidung, wie und wo genau wir unsere Zeit in der Südsee verbringen wollten, war daher nicht leicht zu treffen.
Eines stand allerdings fest – als leidenschaftliche Taucher wollten wir die Chance vor Ort natürlich nutzen und dort abtauchen. Unsere nächste Recherche inkludierte also fortan die Unterwasserwelt, was die Entscheidung keineswegs leichter machte. Kurzum, uns verschlug es für unseren ersten Stopp auf die drittgrößte Insel des Atolls, nach Taveuni, die auch als Garteninsel bekannt ist. Diese wunderschöne Insel verdient ihren Beinamen zu Recht, denn die 442 Quadratkilometer große Insel ist zu 60% von Regenwald bedeckt. Weshalb die Insel so konstant grün ist und blüht, mussten wir allerdings auch schnell feststellen, denn sie ist gleichzeitig auch die Regenreichste der Fidschi Inseln. Dennoch regnet es hier nicht den ganzen Tag, sondern mehr in kurzen, heftigen Schauern.
Die Anreise von Deutschland nach Fidschi erfolgte für uns über Dubai und Australien. Für diesen Teil der Reise war es wichtig eine Airline mit 30 kg Freigepäck zu wählen, sodass wir unser Tauchequipment ohne Probleme transportieren konnten. Nach knapp 28 Stunden Flugzeit landeten wir in Fidschi und stiegen auf der Hauptinsel Nadi in eine kleine Propellermaschine um, die uns nach Taveuni bringen sollte. Die Maschine hatte nur knapp 10 Sitzplätz weshalb vor Abflug nicht nur das Gepäck, sondern auch gleich der ganze Fluggast mit samt Handgepäck auf die Waage musste. Jeder Passagier wird sich an dieser Stelle freuen, wenn sein Gewicht direkt auf dem Flugticket vermerkt wird.
Mit einem etwas flauen Gefühl im Magen begaben wir uns auf den letzten Abschnitt der Anreise. Dann im Flugzeug konnten wir unseren Augen kaum trauen, als wir die Riffe der Inseln unter uns sahen. Wir ahnten, dass Fidschi schön werden würde, aber mit solch einer atemberaubenden Rifflandschaft hatten wir nicht gerechnet. Immer noch überwältigt vom Anblick, begann nach 1,5 Stunden der Landeanflug auf Taveuni.
Als Flitterwochenhotel hatten wir uns das Paradise Taveuni ausgesucht, das für Taucher ein Komplettpaket mit Verpflegung und Tauchen anbot. Ein Mitarbeiter stand auch schon bereit, um uns am Flughafen abzuholen. Flughafen ist an dieser Stelle wohl etwas sehr geschönt ausgedrückt – Landebahn mit kleinem Häuschen trifft es wohl eher. Völlig erschöpft machten wir uns auf den Weg ins Hotel, welches an der Südspitze der Insel lag. Obwohl die Fahrt recht holprig war, fiel es uns wirklich schwer die Augen offen zu halten. Die lange Anreise machte sich nun vollumfänglich bemerkbar. Mitten im Nirgendwo bogen wir schließlich ab auf eine Anlage, über der das Schild prangerte „Welcome to Paradise“ – wir waren endlich da und die Flitterwochen konnten beginnen.
Mit Blumenketten, einer Fußmassage mit Blick aufs Meer und einem original fidschianischen Mittagessen wurden wir begrüßt. Nachdem alles Bürokratische erledigt war, konnten wir zunächst die Anlage und unseren Bungalow erkunden. Hängematten zwischen den Palmen, ein Pool mit Blick aufs Meer, ein direkter Einstieg für Taucher und vieles mehr ließ uns aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommen.
Kulinarisch verfolgte das Hotel ein wunderbares Konzept. Bei jeder Mahlzeit wählte man schon für die Nächste aus, sodass im Anschluss auf der hauseigenen Farm geerntet werden konnte und so wenig wie möglich verschwendet wurde. Die nächsten Tage waren geprägt von allerlei Köstlichkeiten.
Am Hausriff wurde dann mit der angegliederten Tauchbasis der Checkdive erledigt. Checkdives dienen den Anbietern einer Tauchbasis zur Überprüfung, auf welchem Level der Taucher ist. Um bei einer Tauchbasis tauchen gehen zu können, weisen Taucher immer ihr entsprechendes Tauchzertifikat vor, welches es in bestimmten „Levels“ gibt. Mit diesem Zertifikat kann sich die Tauchbasis ein grobes Bild über das Tauchniveau des Tauchers machen, außerdem sind die Zertifikate auch an Vorschriften z.B. der maximalen Tauchtiefe gekoppelt. Einen Tauchschein kann man bei verschiedenen Tauchorganisationen machen, außerdem ist das Tauchniveau an internationale Normen gebunden. Die gängigsten Tauchverbände, die man auch im Urlaub antreffen wird sind PADI, SSI, CMAS oder PDA.
Da es hier trotz gleicher Tauchstufe große Unterschiede in Erfahrungen oder der Fähigkeiten der Taucher geben kann, machen sich die Guides vor Ort selbst gerne ein Bild.
Typische Aspekte bei einem solchen Checkdive sind:
Je nach Tauchgebiet und Land können die Checkdives noch weitere Elemente enthalten wie zum Beispiel das Setzen von Riffhaken oder Signalbojen. Da wir beide erfahrene Taucher sind, konnten wir den Checkdive ohne Probleme absolvieren und waren somit startklar für die kommenden Tage im Paradise Taveuni.
Als Taucher startet der Tag sehr früh, was bedeutet, dass wir um 6 Uhr in der Früh, mäßig hungrig am Frühstückstisch saßen. Die Appetitlosigkit verging schnell als wir unser Frühstück bekamen, was jeden Tag anders war. Von Pancakes, über Eier Benedict oder einem klassisch amerikanischen Frühstück konnte man alles auswählen. Im Anschluss machten wir uns fertig für die Tauchausfahrt in die Somosomo Strait.
Die Somosomo Strait verläuft zwischen den Inseln Taveuni und Vanua Levu. Starke Strömungen schieben das Wasser durch die Passage, was diese besonders nähstoffreich macht und somit den idealen Platz für Korallen und deren Wachstum bietet. Das Riff, welches dort angesiedelt ist, wird auch Rainbow-Reef genannt. Zusätzlich bieten Steilwände spektakuläre Tauchgänge. Wegen der starken Strömung und den Steilwänden eigenen sich diese Tauchplätze hauptsächlich für erfahrene Taucher.
Wir machten uns also mit dem hoteleigenen Tauchboot los zu den ersten Spots des Tages. Geplant sind immer zwei Tauchgänge am Vormittag, anschließend kehrt man ins Hotel zurück, isst dort zu Mittag und kann entschieden, ob man noch zu einem weiteren Tauchgang in der Nähe aufbrechen möchte. Sollte dies nicht der Fall sein, hat man aber immer die Möglichkeit durch das „All You Can Dive“ am Hausriff auf eigene Faust weitere Tauchgänge zu machen. Nachttauchgänge sind von dieser Regel allerdings ausgeschlossen und finden hier ausschließlich mit den Guides der Tauchbasis statt.
Weil ich (Ines) eine riesige Frostbeule bin, tauchte ich in einem 7mm Anzug, wohingegen Jonas mit einem 5mm tauchte (er sollte es noch bereuen, nicht seinen dicken Neoprenanzug eingepackt zu haben). Auch wenn die Wassertemperaturen ca. 26 Grad sind und 3mm Anzüge oder sogar Shorties empfohlen werden, fühlte sich das Wasser weit aus kälter an. Bei einer Stunde unter Wasser und das bei mehreren Tauchgängen am Tag, merkt der Körper das sehr schnell. Selbst unsere Guides machten kein Geheimnis daraus, dass sie im Fidschi Winter mit diesen Wassertemperaturen frieren.
Beim Tauchen kann man bei uns mit Kleinkram wie Krebsen und Schnecken kaum Begeisterung wecken, wir zählen einfach zu den Großfischliebhabern. Womit man uns allerdings in Fidschi begeistern konnte, war die unbeschreibliche Unterwasserwelt an sich. Fidschis Korallenlandschaft zählt zu den schönsten der Welt und wird oft auch als Hauptstadt der Korallen bezeichnet. Zu Recht – wie wir nach unseren Tauchgängen dort fanden. Was uns an Großfischen dort nicht begegnete, machten die wunderschönen Landschaften und Korallenformationen wieder wett.
Taveuni ist eine vulkanische Insel, was man nicht nur an der Unterwasserlandschaft merkt, sondern auch an einer anderen Besonderheit – dem Black Sandy Beach. Ausgestattet mit einem kostenlosen Kajak des Hotels (zu Fuß war der Strand nur 10 Minuten vom Hotel entfernt) paddelten wir zu einem schwarzen Strand. Normalerweise würde man Fidschi sicher mit schneeweißen, feinen Sandstränden verbinden und die gibt es natürlich auch, aber die Vulkaninseln zeichnen sich eben auch durch ihre schwarzen Strände aus. Der Sand ist grobkörniger als der weiße Sand und entsteht aus erkalteter, zerkleinerter Lava und Asche.
Neben der wunderschönen Unterwasserwelt und den einzigartigen Stränden hat Taveuni aber noch einiges mehr zu bieten, ganz voran seine Regenwälder und Wasserfälle. Der Lavena Coastal Walk stand also als Must-Do ebenfalls auf unserer Liste. Dieser Ausflug bot sich perfekt für den Tag vor unserem Weiterflug an, da wir an diesem Tag nicht tauchen konnten. Aufgrund einiger physischer Faktoren, die mit der Stickstoffanreicherung im Körper zu tun haben, sollte 24h vor einem Flug nicht mehr getaucht werden, sodass der Körper die Möglichkeit hat, den angereicherten Stickstoff im Körper abzubauen.
Im Norden der Insel lag der Eingang zum Lavena Coastal Walk. Gegen eine kleine Eintrittsgebühr und der Unterschrift im Besucherbuch, ging es mit unserem Begleiter aus dem Hotel los. Die Strecke ist lediglich 5 Km lang und schlängelt sich durch das Grün der Insel. Während wir unseren Weg gingen, konnten wir feststellen, dass überall unsere Hochzeitsdekoration wuchs. Die tropischen Pflanzen hatten wir für das Reisethema bei unserer Hochzeit also richtig ausgesucht. Schade nur, dass sie hier als Unkraut gehandelt werden und praktisch nichts kosten. Da wir unter der Woche dorthin gingen, trafen wir niemand anderen dort an, doch am Wochenende ist es ein beliebter Spot der einheimischen Kinder, weswegen es etwas voller werden kann. Nach einer ausreichenden Abkühlung an einem Wasserfall machten wir uns auf den Rückweg, auf dem wir noch zwei weitere Stationen besuchten.
Mitten im Wald liegt eine natürliche Wasserrutsche. Sie steht in keiner Hinsicht einer regulären Rutsche im Schwimmbad nach, nur sollte man bei dieser eine Hose anlassen, um die blauen Flecken zu minimieren. Immer wieder erstaunlich, was die Natur zu bieten hat. Nach ein paar rasanten Rutschpartien und erstaunlich wenig blauen Flecken fuhren wir noch zur Datumsgrenze. Taveuni liegt genau auf dem 180. Längengrad, welcher die geographische Datumsgrenze bildet. Der Einfachheit halber wurde die Insel natürlich nicht geteilt, sondern die Datumsgrenze wurde etwas verschoben. Dennoch kann man in der Theorie hier das Gestern und das Heute erleben.
Nach tausenden von Eindrücken über und unter Wasser und unzähligen Fotoaufnahmen sollte nun mit der Weiterreise noch das letzte Klischee erfüllt werden – lange, malerische, weiße Sandstrände.
Mit der Propellermaschine ging es wieder zurück auf die Hauptinsel Nadi, von der aus die Fähre zu den Mamanucas, eine Inselgruppe westlich der Hauptinsel, fuhr. Unser Ticket hatten wir bereits vorab im Internet gekauft, um sicher zu stellen, dass nicht alle Plätze ausgebucht waren. Je nach Anzahl der Stopps variiert der Ticketpreis. Die Planung ist dabei aber sehr einfach und flexibel. Mit knapp 100€ für den Hin- und Rückweg auf eine Insel in der Gruppe der Mamanucas sind die Tickets allerdings nicht ganz billig. Hier sollte man zusätzlich im Kopf haben, dass es für das Gepäck eine Gewichtsbeschränkung von 23Kg gibt, aber auch das konnte mit dem Personal mit Hilfe eines Trinkgeldes schnell geklärt werden. Im Anschluss erhalten alle Koffer farbige Etiketten, um das Verladen und Entladen auf den betreffenden Inseln zu erleichtern. Die Anreise lief reibungslos.
Die Auswahl der Hotels und somit auch die Preisspannen sind sehr vielfältig und nach oben sind kaum Grenzen gesetzt. Wir wählten ein Mittelmaß. So gab es auf unserer Insel ein Hotel, in dem wir unterkamen und eine Backpackerunterkunft.
Die gesamte Insel war gesäumt von weißen Stränden und Möglichkeiten Schnorcheln zu gehen. Kaum war man im Wasser, konnte man bereits die ersten Weißspitzen- und Schwarzspitzenriffhaie sehen. Bedingt durch unser Tauchgepäck waren wir natürlich fürs Schnorcheln bestens ausgestattet. Das Schnorcheln rund um die Inseln ist sehr beliebt und daher ist die Leihausrüstung fürs Schnorcheln in den Hotels schnell vergriffen. Sollte man kein Equipment mit nach Fidschi gebracht haben, ist es eine Überlegung wert, sich auf der Hauptinsel noch für die kommenden Abschnitte auszurüsten, denn auf den Inseln selbst, gibt es in der Regel keine Möglichkeit Ausrüstung zu kaufen.
Nach einer weiteren Woche hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen vom Paradies. Wir machten uns morgens mit der Fähre auf den Weg zum Flughafen. Die Reise führte von Nadi über Melbourne und Dubai zurück nach Frankfurt. Auch wenn wir nur zwei Wochen in der Südsee verbrachten und dafür eine sehr lange Anreise auf uns nahmen, hatte sich diese wirklich gelohnt und wir würden uns jedes Mal wieder dafür entscheiden.
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Ines und Jonas sind seit Juni 2019 verheiratet und Teilzeitweltenbummler, getreu dem Motto „das Leben ist zu kurz für irgendwann…“. Wenn sie nicht gerade wieder unterwegs sind, sind sie in Gedanken bereits bei der nächsten Reiseplanung. Zwischen Alltag und Beruf erfüllen sie sich so ihre Reisewünsche von nah bis fern. Kontakt zu Ines und Jonas findet ihr ihr Instagram unter: @the.adventure.foxx
Ihre Beiträge auf unserem Reiseblog:
Singapur – Im Schatten des Merlion
Text & Bildnachweise: Ines Reichel
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